Rezension des russischen Klassikers – Oblomow

Nur wenige Figuren der russischen Weltliteratur sind so berühmt geworden wie Oblomow.  Und wahrscheinlich kein Buch wurde nach seiner Erscheinung so kontrovers diskutiert. Das Buch erschien 1859 und löste eine große Reaktion in der russischen Bevölkerung aus. Praktisch über Nacht wurde der Autor, Ivan Alexandrowitsch Gontscharow, berühmt. Ganz Russland laß und diskutierte über den Roman. Gontscharow stellte eine kritische Beschreibung der Charaktere und dazugehörigen Lebenswelten vor. Interpretiert wurden die Darstellungen vor allem als politische und gesellschaftliche Kritik der an damaligen Zeit.

Oblomow_Hörbuch_Cover

Es gibt Hörbücher, die hole ich nur aus dem Grund, weil man sie gelesen haben sollte. Für solche Aktionen ist das Abo bei Audible perfekt geeignet. Hier bekommt man Bestseller und Klassiker oft unter 10€. Das heißt, wenn mir ein Buch nicht gefällt, kann ich es noch einigermaßen verkraften. Mit Oblomow hatte ich am Anfang so meine Unsicherheiten. Schließlich sollte es über einen faulen Adligen handeln – kein Thema das mich auf Anhieb anspricht.

Überraschenderweise hat sich das Buch innerhalb der ersten halben Stunde zu einem Goldschatz entwickelt. Ich liebe Bücher, die einen zum Grübeln anregen. Wie in diesem Fall: Wie lebt man richtig? Was will man erreichen? Klingt zuerst etwas phrasenhaft und flach, doch das ist das Buch auf keinen Fall. Die minutiösen, psychologischen Beschreibungen der Charaktere sind klug zu einem Kunstwerk verpackt. Um Oblomow und seine Geschichte zu verstehen, muss man ihn innerhalb der 25 Stunden Hörzeit (oder innerhalb der 700 Seiten) des Buches kennenlernen.

Zum Inhalt

Der 30-jährige Ilja Iljitsch Oblomow, die Hauptfigur des Romans, ist ein russischer Gutsbesitzerssohn, der seinen beruflichen Werdegang als Beamter einschlägt. Doch nicht für lange Zeit. Zunehmend merkt er, dass der Job einfach nicht sein Ding ist und lässt sich in Ruhestand versetzen. Fleißig zu sein, scheint nicht Oblomows Ding zu sein. Große Trägheit erfüllt immer mehr seinen Alltag. Nach dem Tod seines Vaters wird Oblomow vor eine große Herausforderung gestellt: Er erbt Oblomowka. Seine Aufgabe besteht darin, sich von fortan um die Angelegenheiten auf dem Gut zu kümmern. Leichter gesagt als getan. Grenzenlose Passivität und Lethargie sind Synonyme für Oblomow. Er droht im Sumpf seines Alltags zu versinken, wäre da nicht Andrej Stolz – ein Deutschrusse, sein Kindheitsfreund und das Gegenteil von Ilja Iljitsch. Ab dem Auftauchen von Andrej Stolz nimmt die Geschichte ihren Lauf und wirft Fragen über verschiedene Lebensweisen auf. Welche Lebensweise ist die richtige? Wie wird man glücklich? Was kann das Wesen eines Menschen ändern?

Fazit

Fesselnd geschriebene und anregende Geschichte. Es ist faszinierend, wie spannend die Geschichte über ein Mann sein kann, der quasi nichts weiter macht, als auf etwas zu warten und gleichzeitig von den Sorgen des Bevorstehenden komplett überfordert ist. Ich liebe die psychologischen Beschreibungen der Charaktere und die wertende und zugleich distanzierte Erzählweise des Autors. Ein Buch, das mir wegen der darin angesprochenen Themen gefallen hat. Das Ganze vorgelesen von Christian Brückner. Ihr wisst, ich bin ein großer Fan! Der warme Klang seiner Stimme machte das Hören wieder zum Genuss!

Signatur-Darya

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